Strickmarathon: der Zieleinlauf
Entsprechend ließ ich es an Tag 3 etwas ruhiger angehen. Meine Mitstreiterin musste ohnehin arbeitsbedingt eine Pause einlegen. Und ich hatte auch einiges zu erledigen und wollte mich außerdem nun endgültig etwas mit meiner verführerischen Couch-Gespielin vergnügen (siehe Tag 2). Mit Anpfiff des ersten Fußballspiels habe ich mich dann aber wieder brav den Endlosrunden gewidmet. Der Blick auf die Stopuhr zeigte lockere vier Stunden, die angesichts der Tortur der vorherigen Tage gar nicht ins Gewicht fielen.
An Tag 4 legte sich auch Conny wieder etwas mehr ins Zeug und da wollte ich natürlich nicht zurückstehen. Richtig losgelegt habe ich trotzdem erst am späteren Nachmittag, dann aber den ganzen Abend durchgestrickt. Den in der Anleitung vorgesehenen Endpunkt hatte ich gegen 23 Uhr erreicht, aber die angegebene Unterarmlänge von 30 Zentimetern war mir etwas zu kurz und so beschloss ich, das (ohnehin erst vierte) angefangene Knäuel noch vollständig zu verarbeiten. Allerdings nicht mehr komplett an diesem Tag. Nach insgesamt acht Stunden Strickzeit befand ich, dass man auch mal vor ein Uhr zu Bett gehen könnte ...
Die restlichen paar Reihen habe ich also auf Tag 5 verschoben. Die dauerten, inklusive Abketten, noch einmal eineinhalb Stunden. Beim Abketten zeigte sich dann erst, wie weit dieses Teil tatsächlich ist:
Die Bilanz:
- Ein Geheimnis ist gelüftet, nämlich wie lange man für ein Oberteil braucht, wenn man kontinuerlich daran arbeitet. In meinem Fall 36,5 Stunden. Da ich ja sonst immer an mehreren Teilen parallel arbeite, war das ganz interessant und tatsächlich weniger als ich geschätzt hätte. Allerdings würde ich künftig doch vorziehen, die 36,5 Stunden auf mindestens eine Woche zu verteilen ...
- Ein neues Geheimnis hat sich allerdings unmittelbar aufgetan: Wie kann denn binnen ein paar Tagen der Haushalt derart aus den Fugen geraten, obwohl man doch nur weitgehend an einem Platz verharrt und alles stehen und liegen lässt?
- Die 3er Nadeln werden jetzt wieder für unbestimmte Zeit an einen dunklen Ort verbannt.
Der geringe Leinenanteil hat nicht dazu geführt, dass sich das Gestrick zusammenzieht. Mir ist das Gesamtergebnis immer noch eine Spur zu durchscheinend. Falls ich das Garn noch einmal verwende, dann sicher nur für ein Jäckchen.
Ich gehe jetzt aufräumen. Und heute Abend hole ich Miss Pinkie von der Couch ...
Garn:
- 200 g Sandnes Tynn Line (53% Baumwolle, 33% Viskose, 14% Leinen), LL 220 m / 50 g, Farbe 6841
Anleitung: Alice von Hiroko Fukatsu
Alle Achtung, meinen größten Respekt vor Deinem Durchhaltevermögen! Aber das Ergebnis rechtfertigt die Anstrengung, das Teilchen sieht wirklich knackig und sehr gelungen an Dir aus. Aber ich staune auch über die Gesamtzeit - hätte ich auch nicht für möglich gehalten, in dieser Zeit mit 3er Nadeln ein so dünnes Garn zu so einem Teil zu verarbeiten - das ist ja man nicht bloß ein lüttes Bolero-Jäckchen oder so was Zierliches und aufpassen musstest Du auch genug - sind da nicht sogar Brust"abnäher" dran?
AntwortenLöschenMich sollte das motivieren, endlich mal die unzähligen Ärmel an den unzähligen ärmellos
herumschwirrenden Baustellen hier fertig zu stricken...
Liebe Grüße
Regina
Na ja, Ärmel sind ja noch mal ein ganz anderes Problem... Ich habe mir angewöhnt, die immer zuerst zu stricken, solange die Motivation für das Projekt noch groß ist.
LöschenDie "Brustabnäher" entstehen durch die verkürzten Reihen auf der Vorderseite. Ich hab sie nur etwas tiefer gesetzt als in der Anleitung vorgesehen.
Ab jetzt gehe ich die Strickerei aber definitiv wieder etwas gemütlicher an!
Liebe Grüße,
Ute
Ich habe deine sportliche Langstreckenleistung voller Interesse verfolgt. Für mich ein echter Horror! So etwas würden meine Schultern, der Nacken und die Finger mir sehr übel nehmen. Außerdem geht es ja um die Freude am stricken und nicht möglichst schnell fertig zu werden. Trotzdem war den Experiment echt interessant. Man liest ja immer wieder das Strickerinnen versuchen mit ihrem Hobby Geld zu verdienen. Ein echter Stundenlohn kann da wohl nicht bei herauskommen.
AntwortenLöschenLG und erhol dich gut!
Monika
Ja, auf Bestellung zu stricken lohnt sich definitiv nicht! Und ich freue mich schon darauf, künftig wieder in meinem eigenen Rhythmus zu stricken. Aber das war auf jeden Fall eine spannende Erfahrung.
LöschenLiebe Grüße,
Ute
Dein Experiment finde ich auch sehr interessant. Nachmachen könnte ich es nie, da würden meine Hände und Schultern streiken Ich hab mir aus Norwegen das gleiche Material mitgebracht. So von der Optik her werde ich es maximal mit 2,5 er Nadeln stricken, evtl sogar mit 2,0. Meine Lieblingsnadeln sind aber eindeutig die 2,5er.
AntwortenLöschenLG
Sylvia
Du bist ja auch die Meisterin der kleinen Nadelstärken! Und 2,5er würden dem Garn sicher gut tun. Aber mich hätten die vollends in den Wahnsinn getrieben, mir tun die Hände bei den dünneren Nadeln weh.
LöschenLiebe Grüße,
Ute
Sehr interessantes Projekt mit einem tollen Ergebnis. Und Hut ab vor Deiner Ausdauer und Deinem Durchhaltevermögen. Es hat sich gelohnt.
AntwortenLöschenGrüße aus Berlin von Bianca
Donnerwetter, da hast du dich ja wirklich rangehalten! Was für ein spannendes Experiment. Du hast recht, selbst an Tagen, an denen man "eigentlich nur gestrickt" hat, macht man doch eine Menge anderes. bei mir kommt so am Tag etwa 1.5 - 3 h Strickzeit zusammen , netto betrachtet. 36 h mehr oder weniger am STück mit so dünnen Nadeln würde ich mir glaube ich auch nicht zumuten wollen. Aber die Tunika ist klasse geworden. An dir gefällt sie mir jedenfalls besser als auf der Ravelry-Modellseite.
AntwortenLöschenViel Spaß damit!
LG
Sandra