Strickmarathon: Zweite Runde

Tag 2

Es dürfte mittlerweile hinreichend bekannt sein, dass ich alles andere als eine monogame Strickerin bin. Insofern war schon beim Aufwachen die Aussicht auf einen weiteren Tag mit (für meine Verhältnisse) farblosem Gestrick aus megadünnem Fädchen nicht unbedingt anregend. Hinzu kam, dass sich da auf meinem Sofa etwas aufreizend räkelte, das ich, einer spontanen Eingebung folgend, am Freitag noch angeschlagen hatte:


Und immer, wenn ich daran vorbeikam, flüsterte es: "Komm, nimm mich! Ich bin doch viel schöner als diese Alice!

Aber nein! Ich kratzte meine letzen Reste an Sportsgeist zusammen und zog mit Alice und dem Frühstückstee auf den Balkon. Die präsentierte sich erst mal als echte Langweilerin, da sich die Maschenzahl von Body plus Ärmeln mittlerweile auf über 400 summierte. Aber um die Mittagszeit herum hielt sie auch eine angenehme Überraschung parat: Die Ärmel wurden nämlich nicht abgetrennt, um dann als zusätzliche Baustellen irritierend herumzubaumeln, sondern gleich abgekettet. Zwar waren die 180 Maschen I-Cord-Abschluss auch nicht das pure Vergnügen, aber wenigstens waren die Ärmel dann schon fertig, und die Aussicht auf gemütliche Runden mit deutlich weniger Maschen beflügelte ungemein.

Nur dass es danach nicht gemütlich weiterging. Statt dessen folgte gleich ein Block mit ganz vielen verkürzten Reihen am Rücken. Als ich damit endlich fertig war, erwog ich kurz einen Spaziergang zum Italiener, um mich mit einer Riesenportion Eis zu dopen, entschied mich dann aber für eine kalorienfreie Variante der Belohnung: ein ausgiebiges Schaumbad für mich und die arg malträtierten Handgelenke.

Pünktlich zum ersten Achtelfinale des Tages ging es dann tatsächlich endlich mal mit entspannten Glatt-Rechts-Runden weiter. Laut Anleitung sollten es nur zwölf sein, ehe - Überraschung! - weitere verkürzte Reihen auf der Vorderseite folgten. Ich strickte allerdings sicherheitshalber ein paar Runden mehr, weil mir die Platzierung dieser verkürzten Reihen etwas fragwürdig erschien. Ich unterstelle mal, dass die kleine, zierliche Japanerin, die das Teil designt hat, bei der Größenanpassung nicht unbedingt an überbordende C-Körbchen gedacht hat ...

Und schließlich stand am Sonntag noch ein Teil an, den ich absolut verdrängt hatte. Was ich an dem Shirt sofort reizvoll fand ist ja, dass es vorne ganz schlicht ist und hinten mit einem opulenten Faltenwurf überrascht. Viele Falten bedeuten aber logischerweise auch viele Zunahmen ... Und die Gewissheit, dass der nicht unbeträchtliche Rest nun zwar tatsächlich mit hirnlosen Runden zu absolvieren ist, aber eben auch mit über 300 Maschen ...

Auch am Sonntag betrug die Netto-Strickzeit trotz Nachtschicht "nur" 11,5 Stunden - mehr scheine ich in einem Tag tatsächlich nicht unterzubringen. Und so sah es am Abend (vor der Nachtschicht) von Tag 2 aus:


Fortsetzung und Happy End hier.







Kommentare

  1. Richtig toll! Ich bin schon gespannt, wie es am Ende aussieht und ob nicht doch die hübsche bunte die Oberhand gewinnt :)

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Ich bleibe standhaft! Das Ende ist ja schon in Sicht.

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