Mal andersrum

 Ich habe schon seit Urzeiten kein Oberteil mehr von Seite zu Seite gestrickt. Ich schätze, seit den zahllosen Ärmelschals, die noch irgendwo in den Tiefen des Schranks vor sich hin schlummern. Vielleicht ändert sich das in Zukunft, denn das Notlösungs-Top ging erstaunlich schnell und sitzt erstaunlich gut, dafür dass da ja kaum ein "richtiger" Schnitt zugrundeliegt.

Worin hier die "Notlösung" besteht, fragt Ihr? Nun ja, wie im letzten Post schon angedeutet, war das Hauptproblem, dass ich von dem roten Garn nur exakt 800 Meter hatte. Der Einkauf datiert aus einer Zeit, als ich nix anderes als Tücher im Kopf hatte und die Mengen beim Einkauf immer dafür kalkulierte. Und just diese Menge gab es auch noch als Restposten, vor vier oder fünf Jahren. Für einen kurzärmeligen Pulli brauche ich aber meist ein paar Meter mehr. Und ganz ärmellos wollte ich's nicht haben. Deshalb kam es zu der Idee, das Strickstück durch das andersfarbige Wellenmuster zu verlängern, beziehungsweise in diesem Fall zu verbreitern. 

Weil das erste Knäuel schon fast aufgebraucht war, nachdem der erste Ärmel fertig war, hatte ich für den absoluten Notfall auch noch die Option, die Zauberball-Reste vom Patentjäckchen dazwischenzunogeln.

Das war dann letztendlich nicht nötig, aber faden musste ich sowieso. Denn durch die lange Lagerung waren, aus unerfindlichen Gründen, zwei der Knäuel deutlich dunkler als die übrigen, so dass ich ständig abwechselnd mit zwei Knäueln arbeiten musste. 

Das war im Übrigen nicht das Einzige, was mich an dem Garn genervt hat. Es ging schon damit los, dass es mich im Lager ständig störte. weil es durch die Wicklung auf Papprollen tierisch viel Platz beanspruchte. (In meiner kleinen Wohnung zählt jeder Quadratzentimeter!) Und dann hat es sich beim Stricken auch durchgehend zerfasert, so dass man ständig auf der Hut sein musste, alle Fädchen zu erwischen. Und durch die typische Leinen-Starrheit war es außerdem so gut wie unmöglich, gleichmäßige Randmaschen zu produzieren. Ich hatte zwischendurch schon damit gerechnet, dass ich die Ränder noch mal komplett umhäkeln müsste, aber zum Glück haben sich die Unregelmäßigkeiten nach dem Waschen verwischt. Wie überhaupt das Waschen einmal mehr magische Dinge anstellte, denn das Gewebe ist nun weich, absolut regelmäßig und schimmert noch ein klein wenig mehr als vorher.

Anfangs war ich etwas skeptisch, ob das Kontrastgarn für die verkürzten Reihen nicht etwas zu grell wäre. Das war ja vom Streifenpulli übriggeblieben und lungerte hier nun auch nutzlos herum. Es stellte sich aber schnell heraus, dass es gut passte. Und besonders beglückt war ich darüber, dass die Farbwechsel sich immer brav dann einstellten, wenn eine neue Musterreihe dran war.

Der abschließende Witz ist natürlich, dass mir von dem roten Garn nun noch gut einenhalb Knäuel übrig geblieben sind. Mit einem tieferen Ausschnitt hätte man es eventuell tatsächlich solo verwenden können, aber das war mir einfach zu unsicher. Und nun frage ich mich, ob man für Quergestricktes eventuell weniger Garn braucht? Denn die 750 Meter, die da insgesamt drinstecken, reichen mir sonst nie für einen halbwegs bequemen Pulli. Eventuell muss ich diesem Rätsel durch weitere Seitwärtsexperimente auf den Grund gehen ...



Garn:

  • 320 g Katia Concept Lincys (100% Leinen), LL 100 m / 50 g, Farbe 300.
  •  39 g Lang Linello (40% Leinen, 32% Baumwolle, 28% Viskose), LL 280 m / 100 g, Farbe 17

Nadelstärke: 3,5 mm


 

Kommentare

  1. Wow, dein Pulli sieht super gut aus! Die Farben harmonieren ganz wunderbar und mit den Wellen an einer Seite hat der Pulli etwas Besonderes.
    Ich habe auch mal Katia Leinen verstrickt und das Garn ließ sich nicht leicht handhaben, das Knäuel fiel ständig auseinander, ließ sich nur auf dem Wollabroller einigermaßen bändigen. Aber gewaschen war alles wieder gut, der Pulli ist super angenehm zu tragen und alle kleinen Unregelmäßigkeiten sind weg.
    Liebe Grüße
    Moni

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    1. Danke, liebe Moni. Ich bin ja froh, dass es nicht nur mir so geht. Beim Stricken macht das Garn wirklich keinen Spaß, aber das Endergebnis versöhnt einen absolut wieder damit.

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  2. Was für ein Glück, dass Du dachtest, das Garn würde nicht reichen. Uni-rot wäre doch nur halb so spannend gewesen... Und so ist es so schön und besonders geworden - so richtig "Ute-Style"!
    Liebe Grüße von Gabi

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    1. Danke, liebe Gabi. Du hast Recht, so im Nachhinein betrachtet wäre ein einfarbiger Pulli wirklich langweilig gewesen. Aus solchen Notlösungen wird ja oft etwas Interessantes.

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  3. Dein Pulli gefällt mir super!
    Es ist richtig "Leben" drin. Quergestrickt liebe ich auch! Uni wäre nur halb so schön gewesen.

    LG Gwen

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    1. Danke, liebe Gwen. Ich bin ja immer etwas zögerlich bei gemusterten Pullis. Irgendwie halte ich die automatisch neutral, wegen meines Tücherfimmels. Aber vielleicht sollte ich öfter mal neue Wege beschreiten.

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