Hörnchen-Jahrestag!

Es jährt sich nicht nur die unsägliche Pandemie, sondern auch ein freudiges Ereignis. Denn heute vor einem Jahr betrat ich nichtsahnend meinen Balkon und fand die vier kleinen Pelzknäuel eng zusammengekuschelt in einem Blumenkasten in der Ecke. Drei sehr dunkle und ein rötliches, das auch damals schon am vorwitzigsten war und sich als erstes an die eilig bereitgestellten Haselnüsse (natürlich noch ohne Schale) wagte. Zusammen mit Nummer Zwei oder Drei. (Die Dunklen ließen sich im Babyalter kaum unterscheiden.)

 Schnell waren sie so quicklebendig, dass es kaum einmal gelang, die komplette Raselbande aufs Bild zu bannen. Hier ist mein einziges "Familienfoto" (da sind sie schon zwei Wochen älter):

Anfangs schliefen sie fast nur und knabberten ein bisschen am Futter. Aber bald wurden sie Tag für Tag unternehmungslustiger. Erste, unbeholfene Kletterversuche ...

 

 Dann wurden die Blumentöpfe erobert ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

... und schnell turnten sie auch schwindelerregend nah an der Balkonbrüstung herum.

Nachdem sie Mitte April ausgezogen waren, hatte ich mir den Sommer über schon hin und wieder Gedanken gemacht, ob sie wohl alle überlebt haben, so ganz ohne mütterliche Anleitung. Umso größer das Entzücken, als sich dann ab Ende September eins nach dem anderen wieder blicken ließ. Und natürlich ein unendlicher Quell der Freude, dass sie den Winter über regelmäßige Gäste waren.

Nein, ich habe ihnen immer noch keine Namen gegeben. Sondern sie nur durchnummeriert, in der Reihenfolge ihres Wiedererscheinens. Gehen wir sie noch mal der Reihe nach durch.

Nummer Eins ist der beständigste Dauergast. Sie schaut meist sogar mehrmals täglich vorbei, um zu prüfen, ob diese magische Futterquelle immer noch nicht versiegt ist. Sie ist die unbestrittene Herrscherin über den Balkon. Und weil sie sich hier so viel tummelt, sorgt sie natürlich auch immer wieder für die lustigen Momente. Als das einzige rote Hörnchen aus dem Wurf war sie natürlich auch unverkennbar, jedenfalls bis eines Tages auf den Fersen von Nummer Zwo eine ebenso rote Nummer Vier auftauchte. Aber davon später.


Das mit dem Unterscheiden der Hörnchen ist ohnehin so eine Sache. Nicht nur dass sie zwischen den Jahreszeiten ihr Haarkleid wechseln, sie können auch je nach Beleuchtung ganz unterschiedlich aussehen. Da hilft dann, falls möglich, ein Blick aufs Geschlecht oder auf die Länge der Ohrpinsel. Oder man identifiziert sie anhand ihres Verhaltens und ihrer Gewohnheiten.

Hier zweimal Nummer Zwei. Unterschiedliche Körperhaltung, und schwupp, sieh das Hörnchen schon ganz anders aus:

Und mit dem Sommerfell war er insgesamt viel heller und der rote Akzent, der im Winter nur als schmaler Rand daherkommt, wird viel ausgeprägter. Ein kleiner Querschnitt durch die Monate:

Nummer Drei sieht recht ähnlich aus. Ärgerlicherweise haben Zwei und Drei sogar den gleichen roten Fleck an der Pfote. Ihre Ohrpinsel wuchsen früher auf eine beeindruckende Länge. Sie verliert sie aber auch deutlich früher als Nummer Zwei, was die Unterscheidung etwas erleichtert. Mit der Schwangerschaft ist sie wohl auch etwas weiter weggezogen, denn seit Februar war sie nur noch einmal hier.

Nummer Vier hoppelte eines Tages Ende Oktober hinter Nummer Zwei her und fand auch gleich Gefallen am reichhaltigen Buffet. Von Nummer Eins war er nur dadurch zu unterscheiden, dass er an den Ohren schon einen leichten Flaum hatte. Und später erkannte man ihn daran, dass er sich recht vorsichtig auf dem Balkon bewegte und meist in einer Ecke blieb. Ich nehme an, dass sein Kobel etwas weiter weg ist, denn er kommt eher unregelmäßig. Nur im Winter und zur Paarungszeit war er öfter in der Gegend. Und er hat eine absonderliche Angewohnheit: Er knabbert mit Vorliebe an den verdorrten Pflanzenresten.

Und Anfang November tauchte dann auch Nummer Fünf wieder auf, der letzte aus dem ursprünglichen Wurf. Im Winterfell erscheint er komplett schwarz (bis auf das weiße Bäuchlein, das natürlich alle haben). Jetzt, wo es auf den Frühling zugeht, weist das Fell im Gegenlicht am Rücken einen leicht dunkelroten Schimmer auf. Er scheint im Nachbarkarree zu hausen, zumindest ist er nach den Verfolgungsjagden zur Paarungszeit immer in diese Richtung verschwunden. Im Dezember und Januar hat er sich kaum blicken lassen. Aber seit er, zwecks Anbaggern, einmal Nummer Drei bis hierhin verfolgt hat, schneit er wieder öfter herein. Anfangs huschte er nur kurz um die Ecke, schnappte sich eine Nuss und verschwand wieder. Aber mittlerweile wagt er auch wieder den Verzehr vor Ort, ist aber immer noch ganz aufgeregt, wenn er das Angebot inspiziert.

Nun bin ich gespannt, ob sie sich den Sommer über wieder verkrümeln oder ob der ein oder andere Gast auch dann noch vorbeischaut, wenn es auf den Nachbarbalkonen wieder lebhafter zugeht. Und natürlich hoffe ich, dass sich eventuell auch Nachwuchs blicken lässt. Denn Eins und Drei sind ja beide Mutter geworden. Aber ob die den Kindern das Spitzenrestaurant weiterempfehlen?







Kommentare

  1. Liebe Ute,
    das war doch eine schönes Jahr, nicht nur für Dich aber auch uns Leser, die bestimmt begeistert auf jedes neue Foto gewartet haben...und warten...
    So vertreibt man die Zeit mit etwas schönerem als nur mit Corona Neuchheiten.
    Schön dass auch Du an dem Freude hattest und deine künstlerische Begabung weiter entwickelt hast incl. Fotoausrüstung usw....
    Bin gespannt mit was Dich noch die süssen überraschen werden...
    Liebe Grüße und Danke
    Ira

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    1. Liebe Ira,
      ich freue mich immer, wenn auch noch andere Vergnügen an meinen flauschigen Besuchern haben. Mir wird es jedenfalls nicht langweilig mit ihnen. Und das meiste lässt sich ja zum Glück ganz unproblematisch mit dem Handy aufnehmen.
      Liebe Grüße
      Ute

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  2. Wie schön, wenn aus einem Coronajahr ein Eichhörnchenjahr wird! Da hast du auf jeden Fall ein Unterhaltsprogramm, welches sonst z.Zt. nicht möglich ist!
    LG Monika

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    1. Das stimmt. Dann sollte das mit der Pandemie aber bitte langsam vorbei sein, denn die Hörnchen machen sich gerade schon rar. Bei dem schönen Wetter machen sie offenbr lieber Ausflüge.

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