Goldene Zeiten


Wie das Leben so spielt, mache ich wieder mal gar nicht das, was ich angekündigt hatte. Beim Wühlen im Stash (dazu ist ja nun ausreichend Zeit) stellte sich heraus, dass ich doch gelegentlich mal genug Wolle von einer Sorte für einen Pulli eingekauft habe. Zumindest für kurzärmlige Pullis, aber die trage ich sowieso lieber; zur Not in Kombination mit einer Jacke.

Zum Beispiel dieses luxuriöse Schönheit, die überwiegend aus Seide und Kaschmir besteht (und die tatsächlich sehr erschwinglich war). Die habe ich letztes Jahr aus Leipzig mitgebracht und nun exakt ein Jahr nach dem Kauf angeschlagen.


Wie man sieht, ist das Garn leicht unregelmäßig, sowohl in der Farbe als auch in der Struktur. Und es ist sehr locker zweifädig verzwirnt, was beim Stricken etwas Aufmerksamkeit erforderte. Davon abgesehen glitt es aber sehr flüssig von den Nadeln und hatte, was bei der Zusammensetzung kein Wunder ist, eine tolle Haptik.

Weil ja nicht auszuschließen ist, dass man immer noch was dazulernen kann (und weil ich derzeit etwas denkfaul bin) habe ich zu einer Kaufanleitung gegriffen. Dabei habe ich nun zum ersten Mal offiziell Bekanntschaft mit der contiguous shoulder von Susie Myers gemacht. Ich hatte die ja letztes Jahr schon mal mit Augenmaß und Raten nachgebaut und lag damit, wie ich jetzt feststellen konnte, auch nicht falsch. Man kriegt damit beim Stricken von oben nach unten eine Schulter, die mehr oder weniger so sitzt, wie man es von den klassichen Schnitten, bei denen man die Einzelteile zusammennäht gewohnt ist. Einziges Manko ist, dass man die kleinen Löcher an der Schulternaht nicht ganz vermeiden kann, weil da in jeder Reihe Zunahmen platziert sind. Eventuell wäre das mit einer kleiner Nadel etwas dezenter ausgefallen, aber aus unerfindlichen Gründen sind alle meine Dreier-Nadeln (von denen ich ohnehin nicht viele besitze) verschwunden.


Während ich mich obenrum noch brav an die Anleitung gehalten habe, habe ich beim Rest geringfügige Modifizierungen vorgenommen. Das Grundprinzip (eine leichte A-Linie, die durch senkrecht verlaufende Keile entsteht) habe ich beibehalten. Ich habe die Keile jedoch etwas anders platziert, a) um meinen Sinn für Symmetrie zu befriedigen und b) weil sie sonst genau über dem Busen gelegen hätten. Und anstatt sie, wie vorgesehen, glatt links zu stricken, habe ich Rippenstreifen gestrickt, die sich mit jeder Zunahme verbreitern. Das habe ich in erster Linie deshalb gemacht, damit ich auf einen Blick sehe, wann wieder Zunahmen fällig sind, anstatt ständig mühsam Reihen zählen zu müssen.


Ich denke, mein Exemplar fällt auch deutlich länger aus als das Original. Ich hab da gar nicht mehr in die Anleitung geschaut, sondern einfach gestrickt bis das Garn alle war. Ach ja, und die Abschlussbündchen habe ich auch anders gestaltet. Da sollte im Original ein Perlmuster hin, das mir nicht gefiel. Ich habe statt dessen breite Rippen gemacht (an den Ärmeln und am Hals 4x4, unten 8x8)



Ich will aber ausdrücklich betonen, dass die Originalanleitung sehr gut geschrieben ist. Meine Veränderungen sind einfach individuelle Vorlieben.

Das Ergebnis ist nun ein luftig leichtes Hemdchen, das gerade mal knapp 200 Gramm wiegt.


Und, was mich besonders freut: Ich hab auch schon das passende Jäckchen dazu! Nämlich das Streifenteil aus ausschließlich rechtem Brioche, das ich letzten Sommer gebastelt habe. Und wenn ich mir das so anschaue, denke ich, dass ich das eigentlich auch gerne noch mal in anderen Farben hätte. Gleich mal nachschauen, was der Stash da so bietet ...



Garn: 
  • 197 g Caseta (50% Seide, 30% Kaschmir, 20% Wolle), LL 240 m / 50 g, Farbe Olive (handgefärbt von Das Wollmobil)
Nadelstärke 3,25 mm
Anleitung: Ridley von Astrid Schramm



Kommentare

  1. Liebe Ute,
    tolle Kombi, hatte ich auch auf Insta bereits bewundert! Ich frage mich auch immer, wo sich meine Nadeln herumtreiben :) Vermutlich feiern die irgendwo eine verbotene Mikado-Party. Oder so.
    Die Caseta ist eine tolle Qualität. Das Jäckchen solltest Du unbedingt nochmal in anderer Farbkombi stricken.
    Herzlichst Bine

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    1. Hab ich tatsächlich gestern gleich angeschlagen ...

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  2. An den Kauf dieses Schätzchens kann ich mich noch erinnern, wäre aber nie im Leben darauf gekommen, dass es einen kompletten Pulli ergeben könnte! Super sieht der aus und das passende Jäckchen dazu ist das Sahnehäubchen. Den Wunsch nach einem Geschwister verstehe ich total und Du wirst auch das in Windeseile fertig haben ;-))

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    1. Doch, doch, knapp 1000 Meter reichen für einen Kurzarmpulli locker. Ist sogar ein gutes Stück länger als meine Pullis sonst sind.
      Ja, Du warst beim Kauf dabei, gelle? Ich hatte damit ja schon am Vortag geliebäugelt, dann aber erst am Sonntag zugeschlagen. Das war eine richtig gute Entscheidung!!
      So schnell wird's mit der Jäckchen-Schwester nicht gehen, denn hier ist grade wieder der totale Anschlagswahn ausgebrochen. Was zur Folge hat, dass die einzelnen Teile nur zentimeterweise wachsen.

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    2. Das mit dem Anschlagswahn muss auch so ein fieser Virus sein, den habe ich auch gerade ganz heftig. Gestoppt werden kann der nur, wenn er keine freien Nadeln mehr findet....

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    3. Dann kann's ja nicht mehr lange dauern ...

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  3. Da hast du jetzt ein schickes Set!
    Diese Armmethode finde ich sehr schön und ist auch nicht schwerer als RVO, aber eben ungewohnt zu stricken. Ich habe ein angefangenes Teil liegen und finde nicht den Wiedereinstieg.

    LG Chrissi

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    1. Nein, schwer ist es nicht. Aber ich finde, beim RVO ist man einfach noch flexobler, wenn es darum geht, das Strickstück exakt anzupassen. Und ich habe relativ breite Schultern, so dass RVO für mich sowieso am besten ist. Aber trotzdem experimentiere ich ganz gerne mal mit anderen Varianten. Schon damit es nicht langweilig wird.

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