Absolut kein Wrack!

 Kaum spielt man ein paar Jahre mit dem Gedanken, passiert's auch schon! Das erste Kreistuch ist vollbracht! Nachdem ich so lange damit geliebäugelt habe, ist es dann doch ganz schnell gegangen, sobald ich mich endlich aufgerafft hatte. (Die Anfänge sind hier zu besichtigen.)

Das Langwierigste dabei war fast, sich für ein Exemplar zu entscheiden. Es gibt zwar viele hübsche Modelle, aber bei den meisten sind mir einfach zu viele Lacemuster im Spiel und das sieht dann eben doch schnell wie die schon öfter zitierte Tischdecke aus.


 Die Gefahr bestand bei dem Modell, das ich dann schließlich gefunden habe, nicht. Es vereint gleich mehrere Vorteile: 

  •  Es ist ein "echtes" Pi-Tuch, bei dem nur in bestimmten Reihen die Maschenzahl verdoppelt wird. Man muss also nicht ständig an Zunahmen denken.
  • Der Musteranteil ist relativ gering.
  • Trotzdem sind es echte Lacemuster (mit Umschlägen in jeder Reihe). Die lassen sich in der Runde aber recht entspannt stricken, weil man es immer nur mit der Vorderseite zu tun hat.
  • Der breite Rand erfordert überhaupt keine Denkarbeit. Und wenn später bei den Lochreihen die linke Seite teilweise außen liegt, wenn man das Tuch trägt, ist das auch nicht schlimm.
  • Dadurch dass man auf immer größere Nadeln wechselt, wächst das Tuch auch bei den höchsten Maschenzahl relativ schnell.
  • Die Maschenzahl selber ist für ein rundes Tuch vergleichsweis harmlos (max. 580 Maschen, abgesehen von der letzten Reihe). Da hatte ich schon Halbkreisformen mit deutlich mehr Maschen auf den Nadeln.
  • Durch den leichten Rüscheneffekt beim Abketten fällt es recht lässig und es kommt überhaupt kein Tischtuch-Gedanke mehr auf.

Das einzige No-Go für mich: Im Original sind rund 2.000 Perlen eingearbeitet. Ein Aufwand, der für mich überhaupt nicht in Frage kam. Aber zum Glück gibt es da ja die Faule-Mädchen-Lösung: Glitzergarn! Ich hab verschiedene verwendet, teils mit Metallfaden, teils mit Pailletten, die ich in unregelmäßigen Abständen mitgestrickt habe. 

Mein Hauptgarn war etwas dünner als beim Original (Light Fingering statt Fingring). Ich habe darum sicherheitshalber fast ein Drittel mehr Lochreihen gestrickt, damit ich auf eine vernünftige Größe komme. (Nach dem Abketten hatte ich einen Durchmesser von 1,20 Meter, nach dem Waschen 1,60 Meter.)

 

Gespannt habe ich nur das Mittelteil. Zum einen aus Platzgründen (!) und zum anderen, weil sich die Lochreihen beim Tragen ohnehin noch von selber weiten werden und durch den Abschluss ohnehin leicht zipfelig fallen.  

Zum Glück trocknet so dünnes Gesrick ja relativ schnell. Sonst hätte ich einen Schlafsack hervorkramen müssen, denn außer auf dem Bett war kein Platz, um das Prachtstück auszubreiten.

Und dann kam der spannende Moment. Lässt sich so ein Teil nun vernünftig tragen oder nicht? Im Vorfeld wurden ja Bedenken geäußert wie: "Aber das musst Du dann doch zur Hälfte falten, und dann sieht man nichts von dem Muster." Weit gefehlt!


Das Teil ist einfach sensationell! Ich will überhaupt nur noch solche Tücher! Ich bevorzuge ja ohnehin die, die etwas größer sind, so dass sie bequem als Jackenersatz dienen können und auch die Arme bedecken, ohne zu verrutschen. Und das geht tatsächlich auch bei dem Kreisexemplar extrem gut. 

Der Trick ist, das halsnahe Drittel etwas zusammenzurollen, dann fällt nach vorne etwas, das wie ein Schalkragen aussieht. Die Hinteransicht bleibt davon unberührt und der Rest fällt locker über die Arme. Da verrutscht auch nichts. Falls doch, kann man sich vorne mit einer Nadel oder ähnlichem behelfen. Bei mir kommen hier Omas Strassbroschen endlich mal wieder zum Einsatz. Und wenn man es etwas mehr faltet, lässt es sich tragen wie ein Cape. Ich bin über die Maßen entzückt!

Und es kann gut sein, dass ich in absehbarer Zeit zur Wiederholungstäterin werde ...

 

Garn: 

  • 218 g BC Garn Semilla extra fino (100% Schurwolle), LL  300 m / 50 g, Farbe 139
  • 30 g Lana Grossa Brillino (83% Viskose, 17% metallische Faser), LL 200 m / 25 g, Farbe 014
  • 25 g Lana Grossa Diamante (100% Polyester), LL 195 m / 25 g, Farbe 7
  • 40 g Nora Madeira (80% Viskose, 20% Polyester metallisiert), LL 100 m / 25 g, Farbe358

Nadelstärken: 3,5 mm (für das Musterpanel) 4,5mm bis 6,5 mm für den Rand, 8 mm fürs Abketten.

Anleitung: Shipwreck Shawl von Bethany Kok

Kommentare

  1. Sehr schick, dein neues Tuch!
    Deine Tragevarianten gefallen mir.

    LG Chrissi

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    1. Danke. Ich hätte nicht gedacht, dass das so bequem sein kann.

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  2. Dein Tuch ist ein Traum, ich bin begeistert. Deine anfänglichen Bedenken gegen runde Tücher hatte ich bis jetzt eigentlich auch immer, eben Tischdenken zweckentfremdet, so kam mir das manchmal vor. Aber dies hier - absolut phänomenal, kein Gedanke an Tischtuch!

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    1. Ja, ich denke, es kommt ganz auf das Muster an, ob sich die Assoziation zum Tischtuch herstellt. Oder man arbeitet mit mehreren Farben, was mir ja sowieso entgegen käme ... Ich könnte mir auch eines Brioche sehr gut vorstellen!

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