Pimp your Bobbel
Es fing alles an mit diesem Farbverlaufsbobbel, der sich mir auf dem Wollfest in Sulingen in den Weg stellte. Ich hatte kurz gezögert, ob ich den kaufen sollte, denn seine Lauflänge ist relativ bescheiden: nur 600 Meter. Daraus kann man halt kein vernünftiges Tuch machen, sondern allenfalls ein Tüchlein. Aber dann gewann doch der ebenso spektakuläre wie makellose Farbverlauf die Oberhand und ich dachte,: Ach was, her damit, irgendwas wird mir dazu schon einfallen.
Der wurde zu Hause auch gar nicht weggeräumt, sondern durfte mir die ganze Zeit im Wohnzimmer, in Sichtweite, Gesellschaft leisten. Und kürzlich reifte dann die Idee, die Pracht dadurch zu verlängern, dass man die Farben vom Anfang und vom Ende aufgreift und dazwischenmogelt.
Das leuchtende Pink/Magenta hatte ich sogar schon zu Hause, in Gestalt eines 50 Gramm Strangs einer dicken norwegischen Wolle. Den gab's im April als kostenlose Beigabe zu meiner monströsen Bestellung von Holst Garnen. Ich dachte damals noch, dass der ewig bei mir herumlungern würde. Aber jetzt hat er doch überraschend schnell seine endgültige Bestimmung gefunden. Und den Rest werde ich demnächst sicher auch noch los.
Das Currygelb sieht man ja derzeit häufiger. Deshalb war es auch kein großes Problem, im Laden das Passende zu finden. Die Ecopuno wollte ich ohnehin schon länger mal ausprobieren. Das ist eines dieser neueren Garne, bei denen jede Menge Baumwolle drunter gemischt ist. Dennoch wirkt das Ganze locker und fluffig, so dass ich mich unwillkürlich immer frage, welche Gewalt man den Fasern bei der Herstellung wohl antun muss, damit die typische Baumwoll-Haptik völlig zerstört wird. Das Ergebnis ist aber überzeugend. Und nachdem die Preise für Rohwolle stark angezogen haben, wird man solche Mischungen in Zukunft wohl öfter finden.
Zunachst sollte der Farbverlauf, der ganz ohne Abstufungen daherkommt, aber in glatt rechts für sich allein wirken können, unterbrochen nur durch ein paar Knötchenreihen mit dem magentafarbenen Garn.
Das gelbe Garn war reserviert für die breite Abschlusskante mit dem Mosaikmuster. Um abzuschätzen, wann ich denn mit der Kante anfangen müsste, damit der Bobbel auch ausreicht, waren etwas Rechnerei und viele Stoßgebete nötig. Die sich dann als wirkungsvoll erwiesen, denn vom Bobbel blieb in der Tat nur noch eine Winzigkeit übrig:
Vom gelben Garn musste ich allerdings tatsächlich noch ein zweites Knäuel nachkaufen, das erste ging, trotz beachtlicher Lauflänge, kurz vor Ende der letzten Mosaikmusterreihe zur Neige. Dafür konnte ich mich dann bedenkenlos der abendfüllenden Aufgabe widmen, einen I-Cord-Abschluss über 550 Maschen zu basteln.
Ich glaube übrigens, dass das Garn mit regulären 4,5er Nadeln nicht gereicht hätte. Mit den etwas kleineren KnitPro Cubics stricke zumindest ich etwas ökonomischer. Das hatte ich allerdings im Vorfeld gar nicht bedacht; das waren einfach die einzigen Nadeln in der Stärke, die im Moment noch frei waren. Keine Ahnung, wo sich die anderen alle rumtreiben.
Für die Sichelform habe ich mich auch wegen der begrenzten Garnmenge entschieden. Da kommt es letztlich auf ein paar Zentimeter mehr oder weniger bei der Weite nicht an. Tücher in dieser Form dienen ohnehin eher als Schalersatz mit eingebauter Mehrfachwickung um den Hals.
Die endgültigen Maße von 220 x 50 cm (flach getrocknet, leicht gespannt) bieten dann auch ausreichend Material zum Einwickeln. Das Tuch ist nach dem Waschen nicht gewachsen.
Ein Nachteil der Sichelform ist natürlich, dass die Reihen sehr schnell sehr lang werden. Weil die Abschlusskante recht abwechslungsreich war (ohne sonderlich anspruchsvoll zu sein), hat mich das aber nicht weiter gestört. Nur der I-Cord zog sich natürlich.
Sobald der Herbst wieder etwas kühler wird, habe ich nun aber schon mal einen ersten perfekten Begleiter. Angesichts der neuerworbenen Wollmengen würde ich mal schätzen, dass da demnächst noch ein paar größere dazukommen ...
Garn:
- 150 g Katja Infinity Shawl (100% Schurwolle), LL 600 m / 150 g, Farbe 313
- 28 g Hillesvåg Ullvarefabrikk Embla Hifa 3 (100% Wolle), LL 105 m / 50 g, Farbe 6062
- 64 g Lana Grossa Ecopuno (72% Baumwolle, 17% Schurwolle, 11% Alpaka), LL 215 m / 50 g, Farbe 033
einfach " nur" traumhaft schön! 😍💓💓💓
AntwortenLöschenWooow, so viel Tuch mit so wenig Wolle! Dazu die eher dezente Mosaik-Borte, die nicht von dem tollen Verlauf ablenkt, Klasse, wie all Deine Werke. Und richtig schön warm sieht es auch noch aus...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Regina
Wow das sieht richtig toll aus. Der Farbverlauf ist großartig und durch die Pinkfarbigen Kontraste hat es eine tolle Wirkung.
AntwortenLöschenIch hab grad ein ähnlich großes Tuch fertig bekommen, nur noch spannen.
lg Martina