Blitzrasen

Gelegentlich will man etwas haben, aber nicht unbedingt stricken. Dieses grüne Monster fällt definitiv in diese Kategorie. In dem Moment, als mir dieses Garn (vor drei Jahren) in die Hände fiel, hatte ich Visionen von einem riesengroßen, fluffigen Etwas in kraus rechts, welches üppig meine Schultern umschmeicheln sollte.


"Fluffig" sollte in diesem Fall kein Problem sein, weil das zarte Fädchen in meinem absoluten Lieblingsgrün über einen eingebauten Kuschelfaktor verfügt, besteht es doch aus hundert Prozent Yak. Problematischer allerdings war die Wunschvorstellung "riesengroß" in Kombination mit "Kraus rechts". Denn das Garn trägt zwar die irreführende Bezeichnung "Fingering" im Namen, ist aber mit 900 Meter pro 100 Gramm ein lupenreines Lacegarn. Will heißen: Selbst wenn man die vorgeschlagene Nadelstärke ignorierte (2,25-3,25 mm - also wirklich nicht!!), war klar, dass da ein ganzes Stück langweiliger Arbeit auf mich wartete.

Folglich kam es, wie es kommen musste: Voller Euphorie wurde das Tuch sofort angeschlagen, mit dem festen Vorsatz, die öden rechten Maschen abzuarbeiten, wann immer sich die Gelegenheit zu Nebenbei-Gestrick ergäbe. Das ging auch eine Weile ganz gut. Allerding stellte sich bald heraus, dass das kein geeignetes Handtaschenprojekt war, denn der dünne Yak-Faden erwies sich als recht empfindlich und mochte es gar nicht, wenn man hektisch daran zog. Und weil es ja auch bei den interessanteren Projekten immer wieder langweilige Durststrecken gibt, hatten die stets Vorrang. Und die kleine grüne Wolke versank immer tiefer im To-Do-Stapel.


Weil mir nach all den Regenbogen-Experimenten des letzten Monats der Sinn definitiv nach etwas Einfarbigem stand, zog ich es nun endlich wieder ans Tageslicht. mit dem festen Vorsatz, das nun endlich zu Ende zu bringen. Immerhin war ein großer Teil des ersten 50-Gramm-Strangs schon verarbeitet. Das erwies sich jedoch als große Herausforderung, denn die Knäuel mit dem dünnen Fädchen wollten und wollten nicht kleiner werden. Um nicht vollends von der Langeweile dahingerafft zu werden, habe ich dann im letzten Drittel noch ein Lacemuster eingearbeitet. Beidseitig und ebenfalls kraus rechts gestrickt, so dass das Tuch tatsächlich ohne eine einzige linke Masche auskommt und komplett reversibel ist.

Die angestrebte Riesengröße ergab sich dann ganz von selbst, indem ich das Garn fast ganz aufgebraucht habe (rund 5 Gramm sind übriggeblieben, weil die Stränge insgesamt jeweils etwas mehr als 50 Gramm wogen). Als Abschluss habe ich sogar noch eine Mini-Rüsche eingebaut, weshalb dann um die 1500 Maschen abzuketten waren. Genau das Richtige für einen verregneten Sonntagnachmittag ...


Ach ja: Der Titel bezieht sich, wie klar geworden sein sollte, keinesfalls auf die Strickgeschwindigkeit. Sondern ist eine Anspielung auf die Farbe und das Zickzackmuster.


Maße: 265 x 100 cm nach dem Waschen ohne Spannen (214 x 95 cm davor)

Garn:
  • 105 g Lotus Yarns Tibetan Cloud Fingering (100% Yak), LL 450 m / 50 g, Farbe 13.

Nadelstärke 3,5 mm

Kommentare

  1. Ein wundervolles Muster. Kenne mich bei Lacegarn nicht so aus. Machst Du nur Tücher aus dem Garn, oder ist es auch noch für Anderes geeignet. Die Farbe und das Muster, das bringts. L.G. Rita

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    1. Nein, das ist so dünn, das eignet sich meiner Meinung nach fast wirklich nur für Tücher oder Schals. Für Pullis müsste man da richtig dünne Nadeln nehmen (2,0 oder so), damit es nicht durchsichtig wird. Ich habe allerdings letztes Jahr mal ein bisschen herumexperimentiert und daraus so leichte für den Sommer Überziehjäckchen gebastelt, das ging auch ganz gut. Siehe hier:

      https://wollke7.blogspot.com/2020/03/flatterhaft.html
      https://wollke7.blogspot.com/2019/09/tschuss-sommer-hallo-herbst.html
      https://wollke7.blogspot.com/2019/07/ein-hauch-von-nichts.html
      https://wollke7.blogspot.com/2019/07/hauch-nummer-zwo.html

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    2. Danke, ich schau mir die Jäckchen nochmal an.L.G. Rita

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  2. Hallo Ute
    bin total begeistert von deinen Tüchern
    Deine Erklärungen sind immer sehr informativ
    Ich freue mich immer diese Ausführungen zu lesen
    LG inge

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    1. Danke, liebe Inge, ich freue mich auch immer über Deine Kommentare! Ich hätte vor 20 Jahren auch nicht gedacht, dass ich mal so viele Tücher stricke. Aber sie sind einfach so wunderbar abwechslungsreich.

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  3. Ist ja verrückt, seit Monaten versuche ich erfolglos und frustriert hier vom Brett einen Kommentar abzuschicken und es geht nicht. jetzt schreibe ich einfach Blödsinn und es klappt.....
    Also noch mal. Dieses Tuch ist absolut der Hammer auch die Farbe passt super. Und wie immer kann ich deine Geduld nur bewundern, ich würde sie nie aufbringen und frage mich daher, weshalb ich wohl PfundWeise Lace-Garne gehamstert habe....🙄😳🙄.
    Dir ein so niggers fucking then (ich lass das mal so stehen, hatte der englischen Tastatur „sonniges Wochende“ diktiert, die Umsetzung ist umwerfend 🤣🤣🤣🤣
    Liebe Grüße
    Regina

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    1. Ts, ts, dieses Wort dürfte die englische Tastatur doch gar nicht mehr kennen!
      Lace-Garne sind ja eigentlich im Sommer gut zu verstricken. Und so viel länger dauert es im Prinzip auch nicht, weil man ja für Tücher bequen eine größere Nadel nehmen kann. Und was Deine Vorräte betrifft: Denk doch mal dran, bei Brioche oder Tuck einfach zwei Stärken zu kombinieren. Das gibt ja oft einen guten Effekt.
      Dir auch ein schönes Wochenende (Euch sollte man aber wohl eher Regen wünschen?)
      Liebe Grüße
      Ute

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  4. Sehr schön! Die Farbe ist echt toll! Das Tuch ist riesig geworden, da hat sich die Ausdauer doch gelohnt!
    LG Monika

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    1. Dank. Ich liebe ja diese Riesendinger. Aber wenn ich sie am Stück stricken müsste, würde ich, glaube ich, wahnsinnig ...

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