Reiseproviant

Einstmals, in grauer Vorzeit, als mein Klamottenwahn noch deutlich ausgeprägter war, nahmen Urlaubsvorbereitungen in etwa die Dimensionen der Planung einer Polarexpedition an. Schon Tage vor der Abreise wurden Wettervorhersagen konsultiert, wanderten unzählige Kleidungsstücke in den Koffer, nachdem ihre Kombinationsfähigkeit hinterfragt wurde, nur um tags darauf wieder ausgetauscht zu werden. Und diese Prozedur wiederholte sich in Endlosschleife, bis cirka zehn Minuten vor Abfahrt.

Heutzutage ist das Kofferpacken in besagten rund zehn Minuten erledigt. Dafür bedarf es generalstabsmäßiger Überlegungen, welche Strickprojekte reisetauglich sind. Kurzerhand das mitnehmen, was ohnehin auf den Nadeln ist? Ausgeschlossen! Denn für ein Unterwegsprojekt gibt es eine ganze Reihe von Punkten, die erfüllt sein müssen:
  • es darf nicht zu schwer sein
  • es darf nicht schon zu groß sein (soll ja schließlich in die Handtasche passen)
  • das Muster darf nicht kompliziert sein, denn ständiges Schauen auf die Anleitung würde den Handy-Akku schwächen (Papier wird schon gar nicht mitgeschleppt)
  • bei eigenen Projekten ohne Ankeitung muss man schon genau wissen, wie es weitergeht (was ein Ausschlusskriterium für mindestens sieben herumliegende Projekte ist)
  • es darf nicht zu weit fortgeschritten sein (nicht auszudenken, wenn es vorzeitig fertig würde und man dann ohne Strickzeug dastünde ...)
Insbesondere der Gedanke an letzteren Umstand löst eine veritable Panikattacke aus. Folgerichtig wandern für den bevorstehenden Kurztrip gleich vier Anfänge ins Handgepäck: Nochmal zwei Kurzjäckchen (aus Forschungsgründen eines davon mit Nadeln in 4,5 mm und Zauberball), eine weitere Jacke in diesem genialen Rotton, den ich schon immer mal verstricken wollte und ein Tuch mit einem recht eingängigen Muster, das sich quasi meditativ abarbeiten lässt.



Ja, ich weiß, dass ich nur eine Woche unterwegs bin. Und ich fahre auf ein Wollfest (das hier). Selbst wenn das ein oder andere in Turbogeschwindigkeit fertig würde, wäre der Nachschub ans Suchtstoff also kein Problem (Notiz: Sicherheitshalber mehr Nadeln mitnehmen.). Aber intensive Gewissenserforschung ergab, dass ich unmöglich mit weniger als vier Projekten das Haus verlassen kann, schon um der Abwechslung willen. Eventuell muss ich allerdings noch losziehen und eine größere Handtasche kaufen ;-).

Kommentare

  1. woher kenne ich das nur?
    Viel Spaß beim Handtasche kaufen in xxxl
    lachende Grüße
    Iris

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  2. Genial! Aber damit bist Du nicht allein, ich kann das auch prima. Allerdings mit gänzlich anderem Ergebnis: Wenn alle von Dir genannten Punkte erfolgreich abgehakt sind und diverse UfOs bereit liegen, dann kommt die Frage nach wahrscheinlicher Strickzeit, verbleibender mentaler Fähigkeit dafür und Müdigkeitsstatus in den Abendstunden sowie ausreichend Licht (dieses Problem löse ich inzwischen durch Mitnahme von Lampen). Die Antwort ist immer die gleiche - alles durchwachsen und kaum vorhersehbar und ich packe ein Knäuel Sockenwolle + Nadeln ein und mich tröstet die Gewissheit, dass am wohlbekannten Ziel der Reise ein relativ respektabler Bastel- und Wolleladen zu finden ist. Ich habe diesen aber noch nie gebraucht und bei den Socken bleibt es auch bei der Absicht und höchstens einem Bündchen...
    Der große Unterschied ist, wir fahren mit dem Auto und ich bin ausnahmslos die Fahrerin...
    Du wirst aber genau das richtige mitnehmen und damit auch gut vorankommen, sofern die Fahrt halbwegs plangerecht und temperaturtechnisch unauffällig verläuft. Dafür drück ich die Daumen!
    Liebe Grüße
    Regina

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    1. Die Temperaturen sollen ja im gemäßigten Bereich bleiben. Die Sockenoption entfällt bei mir natürlich, aber wenn ich rational an die Sache herangehen würde, wäre natürlich klar, dass ich da grob geschätzt ein Monatspensum einpacke. Aber bei den Verspätungen der Deutschen Bahn sollte man besser gut gerüstet sein ...

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  3. Viel Spaß!! Und wofür gibt es Shopper!!
    LG Monika

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