Tuck, tuck, tuck

Als kleines, verspätetes Weihnachtsgeschenk habe ich mir Anfang des Monats das neue Buch von Nancy Marchant und einen kleinen Satz ChiaoGoo-Nadeln gegönnt.


Mit einem Buch von Nancy Marchant, die Ihr vermutlich alle durch ihre Standardwerke zum zweifarbigen Brioche kennt, kann man ja erst mal nichts falsch machen. Außerdem stellte sich schon seit der Ankündigung des Buchtitels vor ein paar Monaten die naheliegende Frage: "What the fuck is tuck?"

Wie so oft stellt sich heraus: Das ist etwas, das die meisten von uns schon kennen. Die einschlägige deutsche Übersetzung dazu lautet: Fangmasche. Anscheinend wird der Begriff hauptsächlich beim Maschinenstricken verwendet (etwas, womit ich mich gar nicht auskenne). Bei einem tuck stitch oder einer Fangmasche besteht eine Masche aus mehreren Fadenschlaufen.

Sagt jetzt nicht "Hääh?? Versteh ich nicht!" - Ich hab doch gesagt: Das kennt Ihr. Nämlich unter der Bezeichnung "tiefergestochene Maschen". Wenn man eine oder mehrere Reihen unter der nächsten zu strickenden Masche einsticht und die darüberliegende(n) Masche(n) auflöst, erhält man so einen tuck stitch oder eine Fangmasche. Die ein oder andere von Euch hat vielleicht auf diese Weise schon Patentmuster gestrickt oder es gar so gelernt: Statt die Masche mit einem Umschlag abzuheben, einfach eine Masche tiefer einstechen und die obere Masche auftrennen. Ist halt ein bisschen umständlicher in der Handhabung (vor allem wenn man mit Mohairgarn o.ä. arbeitet), kommt vom Ergebnis her aber auf das Gleiche raus. Eine Patentmasche (egal wie erzeugt) ist also die einfachste Version einer Fangmasche.

Und damit sind wir wieder bei der Briochekönigin Nancy und ihrem neuen Buch. Die hat sich nämlich irgendwann gefragt: Was passiert denn, wenn ich über mehrere Reihen hinweg über eine mit Umschlag abgehobene Masche (in ihrer Terminologie ein sl1yo) einfach weitere Umschläge mache? In ihrem Fall eine ganze Menge, nämlich eine umfangreiche Sammlung verschiedener Mustervorschläge. Natürlich alle in zwei Farben gestrickt, damit man die Effekte auch schön sieht. Aber wie beim Brioche arbeitet man auch hier nur mit einer Farbe pro Reihe. Anders als beim Brioche wechselt man aber nicht zwangsläufig in jeder Reihe die Farbe.

In den meisten Fällen haben diese Muster auch eine ansehnliche Rückseite, aber anders als beim Brioche (bei dem ja jede Masche eine Fangmasche ist), sieht das Gestrick hier nicht vorne und hinten gleich (nur mit umgekehrten Farben) aus.

Das Buch (vorerst nur auf Englisch erhältlich, ich weiß nicht, ob eine Übersetzung geplant ist) liefert eine ganze Menge Anregungen. Für mich natürlich zusätzlich den Ansporn, die Idee auf eigene Muster zu übertragen. Vorerst habe ich mich allerdings damit begnügt, eines der vorgestellten Modelle anzuschlagen (ganz brav mit Garn aus dem Stash). In dem Fall wechseln sich vierfache tuck stitches mit einfachen rechten und linken Maschen ab. Es ist lächerlich einfach (der Rapport beträgt 5 Maschen und die Musterfolge wiederholt sich nach acht Reihen) und macht doch optisch ordentlich was her:


 Im Gegenlicht lassen sich die Feinheiten etwas besser erkennen:


 Ist ja mal gut, dass ich Anfang des Monats keine weiteren Pläne gemacht habe, denn das hüpfte jetzt doch recht unvorhergesehen auf die Nadeln ...


Kommentare

  1. Ja, genau. Vor dem Buch saß ich schon mit genau der Frage "What the fuck ist tuck?" im Sinn. Danke für die Erklärung :-) Und dank Deines ersten Versuches damit weiß ich jetzt auch, dass man auf diese Weise sogar Spinneweben stricken kann ;-)) Gefällt mir so gut, ist sicher auch ein Traum an Leichtig- und Luftigkeit. Auch bin ich ganz sicher, dass das kein UfO wird, ist ja jetzt schon fast fertig ;-)
    Liebe Grüße
    Regina, die es wieder warm hat....

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    1. Hi, hi, fast fertig - guter Scherz! Obwohl ich in letzter Zeit so viele Schals gestrickt habe, kann ich mich immer noch nicht damit abfinden, wie lang die dauern. Bei dem hier kann man allerdings zwischendurch immer mal schnell ein paar Reihen ergänzen, weil das Muster recht einprägsam ist. Ich fürchte allerdings, dass ich mit dem Garn nicht ganz hinkomme. Mal sehen, ob ich was Passendes zum Dranflicken finde ...

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    2. Und - haste gefunden? Das ist das Kreuz bei Stashabbau, nur zu oft ist man dann gezwungen nachzukaufen. Un ein Knäuelchen alleine grault sich total usw. usf. - wir kennen das ja alle ;-) Und dann mal keine falsche Bescheidenheit, so schnell, wie Deine Schals wachsen, das finde ich schon beachtlich!
      Hast Du schön die CiaoGoos ausprobiert? Ich schwöre auf die Dinger und benutze kaum noch andere Nadeln.
      LIebe Grüße und lustiges Weiter-Tucken
      Regina

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    3. Ja, tatsächlich habe ich noch ein halbes Knäuel gefunden, das passen könnte. Keine Ahnung, was ich jemals mit der ersten Hälfte davon gemacht habe ...
      Das mit dem negativen Schalwachstum ist ein rein subjektives Empfinden - so ab 80 cm sieht man ja gefühlt gar keine Fortschritte mehr. Und man hat so viele Wiederholungen. Und zumindest ich vergesse immer wieder, dass da rechnerisch genauso viel oder sogar mehr Garn drinsteckt als in einem Tuch.
      Ich hatte mir letzten Oktober auf dem Wollmarkt schon zwei ChiaoGoos zum Ausprobieren gekauft und bin in der Tat recht angetan davon. Vor allem bei dünnerem Garn sind die echt unschlagbar.
      Liebe Grüße,
      Ute

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