Meerglas

Damit Regina nicht länger ungeduldig an den Nägeln kauen muss, schreibe ich schnell mal auf, wie das mit dem Noro-Tuch so lief. Allein die Tatsache, dass es in Rekordzeit fertig wurde, deutet ja schon an, dass ich begeistert bei der Sache war.



Tatsächlich hat das so viel Spaß gemacht, ich hätte das Spielchen gerne noch eine Weile weiter treiben können. Aber viel zu schnell zeichnete sich ab, dass die obere Kante des sehr langgezogenen Dreiecks schon die Zwei-Meter-Grenze erreicht hatte (soweit man das auf den Nadeln abschätzen kann). Nach dem ich noch eine Musterwiederholung und den Rand hinzugefügt hatte, ergab sich nach dem Spannen gar eine Spannweite von drei Metern! Also ausreichend Wickelmasse für alle möglichen Tragevarianten.

Aber der Reihe nach. Dass ich was mit verkürzten Reihen machen wollte, war schon in dem Moment klar, in dem ich die Beute aus der Tüte zerrte. Ansonsten wäre der grandiose Farbverlauf des Noro-Garns meiner Meinung nach völlig untergegangen. Zur Abgrenzung der Ovale hatte ich zunächst reguläre Fallmaschen ausprobiert, aber das sah mit dem doch etwas dickeren Garn relativ unspektakulär aus. Nach einer Weile grimmigen Stirnrunzelns kam mir dann die Idee, die Fallmaschen einfach ein paarmal zu verzwirbeln. Das sieht von der Optik her aus wie doppelte Stäbchen, bloß ohne Häkeln!


Vermutlich ist da vor mir auch schon mal jemand draufgekommen, aber gesehen hatte ich das so noch nicht. Es hält zwar ein bisschen auf, weil man die einzelne Masche ein paarmal zwischen den beiden Nadeln hin- und herbewegt, aber ich finde, der Effekt rechtfertigt den Aufwand. Ich werde das jedenfalls künftig öfter machen, das schafft eine schöne optische Trennlinie, die ich mir auch bei Lacetüchern gut vorstellen kann.


Im oberen Teil habe ich dann drei Reihen mit kleineren Ovalen ausprobiert, die ich eigentlich in der Randkante wiederholen wollte, aber das erschien mir dann doch zuviel des Guten, vor allem angesichts der ohnehin schon imposanten Weite - siehe oben. Nun sind mir zwar zwei Knäuel übrig geblieben, aber die kriege ich schon noch irgendwann unter.

Das war ja, wie in früheren Posts erwähnt, meine erste Erfahrung mit Noro. Während des Strickens war ich von der Garnqualität nur mäßig begeistert. Das rieb doch sehr am Finger und von dem Seidenanteil war so gar nichts zu spüren. Aber hier erbringt das Waschen tatsächlich mal eine spürbare Verbesserung. Der optische Unterschied (siehe das Vorher-Nachher-Bild im Anschluss) war ja zu erwarten, aber zusätzlich fühlt sich das Gewebe deutlich weicher und luftiger an. Eine wirklich schöne Überraschung, die die Freude am Ergebnis noch deutlich erhöht. Obwohl ich das Teil, allein wegen der Farben, auch in kratzbürstigem Zustand geliebt hätte.


Im Überschwang und weil das Swingen so vergnüglich war, hatte ich dann kurzzeitig überlegt, das gleiche noch mal mit dünnerem Garn zu probieren. Das habe ich ich aber vorerst wieder verworfen, weil sich gezeigt hat, dass das leicht unregelmäßige Noro-Garn in diesem Fall noch einen weiteren Vorteil hatte: man sieht die Wendemaschen überhaupt nicht. Da die bei dem Muster ziemlich geballt auftreten, könnte das mit glattem Garn ein Problem werden; ich weiß nicht, ob sich das nach dem Waschen geben würde. Ausnahmsweise habe ich vor dem Auftrennen mal daran gedacht, ein Vergleichsfoto zu machen:


Oben das Original, in der Mitte ein Zauberball in Stärke 6 und unten ein normaler Zauberball 100. Finde ich beide nicht überzeugend. Aber man könnte es noch mal mit der Amitola, oder besser noch, mit der Amitola Grande von Louisa Harding probieren ... Mit der liebäugle ich ohnehin schon, seit sie vor zwei Jahren im Lieblingsladen eingezogen ist.

Aber vielleicht lasse ich auch erst mal Vernunft walten und schaue nach, was hier eigentlich sonst noch so an angefangenen Projekten herumliegt. Oder an Wolle ...





Maße: 300 x 80 cm


Materialien:
  • 303 g Noro Janome (60% Seide, 40% Wolle), LL 150 m / 50 g, Farbe 15
Nadelstärke 5,0 mm


Kommentare

  1. Liebe Ute, Du überrascht mich immer wieder mit Deinen Kunststücken! Dieses Tuch schaut unbeschreiblich schön und edel aus!
    Hast Du dieses nach Deinem Entwurf oder nach einer Anleitung gestrickt? Die Idee mit der farbigen Ovalen gefällt mir, habe genug Degrade-Garne, die ich so verstricken könnte! Die Verbindung der Ovale durch die "Stäbchen" einfach suuuper!
    Schönen Tag und lG, Nora

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    1. Liebe Nora,
      die Abwechslung ist es doch, die das Strickerinnenleben besonders versüßt! "Entwurf" wäre in dem Fall schon zu viel gesagt; ich habe, wie so oft, einfach mal drauflos gestrickt. Die Idee mit den Ovalen ist so originell ja nicht, ich habe das letztes Jahr schon mal als Abschlusskante verwendet: http://wollke7.blogspot.de/2016/07/soft-swing.html. Und dann gibt's ja auch das recht ähnliche Tuch von Sybil R.: http://knitting-and-so-on.blogspot.de/2016/05/papagena-scarf.html. Und in vielen anderen Tüchern mit verkürzten Reihen sind solche "Blasen" ja auch eingebettet. Die Stäbchen machen das Ganze allerdings noch mal extra luftig.

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    2. Danke... habe gleich geschaut! 😉

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  2. Sehr schön geworden! Mit den dezenten Farben kommt das Muster super zur Geltung! Eine sehr interessante Technik!
    LG
    Sandra

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  3. Also als alte Meckertante sag ich das ja nicht oft - aber hier muss ich: ich bin hin und weg! Das Tuch ist einfach grandios und es passt alles - Garn, Farben, "Muster", Löcher - alles. Ich bin begeistert! Absolut krass ist ja der Vorher-Nachher-Unterschied, lerne, man soll nicht zu früh meckern, alles kann gut werden ;-)
    Die Amitola Grande würde ich für dieses Tuch nicht empfehlen, die ist dermaßen dick und das Dochtgarn geht nach dem Stricken noch auf, ich glaube nicht, dass Du daran Freude hättest. Eher die Amitola, die ja in der Stärke dem Zauberball ähnlich ist.
    Liebe Grüße
    Regina, die noch anmerken möchte, dass sie schon seit mindestens 50 Jahren nicht mehr an den Nägeln knabbert ;-))))), sich aber trotzdem freut, dass Du uns dieses Kunstwerk so schnell gezeigt hast!

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    1. Och, schade, in die Grande hatte ich Hoffnungen gesetzt, eben weil sie so fluffig ist. Aber macht nix, jetzt muss ich mir ohnehin erst mal Gedanken darüber machen, was aus den jüngsten Einkäufen werden könnte ...

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  4. Das Tuch ist wunderschön geworden und die Farben sind ein Träumchen.
    Liebe Grüße Sandy

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  5. Ein tolles Tuch und jetzt entwickelst du auch noch eigene Maschen! Deine Kreativität kennt wirklich keine Grenzen!
    LG Monika

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    1. Was tut man nicht alles, um nicht zur Häkelnadel greifen zu müssen ;).

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  6. Das Tuch ist sehr schön geworden und das Waschen hat erst die ganze Schönheit ans Tageslicht gebracht.
    LG Aurelija

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